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Eva Blanché (*1980) beendete 2009 ihr Studium der Freien Kunst bei Gerd Dengler und Anke Doberauer an der Akademie der Künste München als Meisterschülerin. Sie lebt und arbeitet in München und Edhäusel. In Wolfsburg realisierte die Künstlerin eine Reihe neuer Druckgrafiken, die in gewohnter Manier, subtil ironisch, das weibliche Selbstverständnis thematisieren. Auch Eva Blanché versteht die künstlerische Auseinandersetzung mit der Druckgrafik als ganz wesentlich für ihr Schaffen, da im Gegensatz zur Malerei diese eine andere Reibungsfläche bietet und somit neue Ansätze, Entwicklungen und Prozesse eröffnet und ermöglicht. Beispielhaft hierfür könnte die Arbeit „Hügellandschaft“ stehen, bei der die Künstlerin zwei Drucktechniken zusammenführte – die Lithografie und Kaltnadelradierung.


[Marcus Körber, Kurator der Städtischen Galerie Wolfsburg  |  in "Drucksache", Newsletter der Druckwerkstatt der Städtischen Galerie Wolfsburg, 12.2012 ]




Eva Blanché setzt sich in ihrer Malerei mit der menschlichen Sehnsucht nach heiler Welt auseinander. Die Bilder zeigen sie selbst oder Bekannte in Szenen von Selbstinszenierung oder die Inszenierung des privaten Wohnraumes, der letztlich teilweise bewusst, teilweise unbewusst Ausdruck des Selbstbildes ist. Schauderlicher Spießigkeit setzt sie ihren liebevollen Blick entgegen und entschärft oftmals die Enge durch ihre ironischen Titel.

Auch in dem Bild für die Ausstellung Underworld wird der Blick auf ein vermeintlich heimeliges Objekt, eine Familienvitrine, gelenkt. Doch dann: ein abgehackter Finger und darunter ein Totenkopf. Freilich ersteres nur ein USB-Stick und letzterer ein mit Strasssteinen verziertes Dekoobjekt. Der Blick auf den Titel aber bestätigt: ein Waffenschrank. Weiter: Napoli, Mamma, Madonna.... im scheinbar harmlosen Alltag liegt der Abgrund und die Gesetzlosigkeit verborgen.


[Florence Baur, Galerie f5,6 München  |  Vorwort der Begleitbroschüre zur Ausstellung "Underworld", 07.2012 ]




Daneben stehen Eva Blanché und Hanne Kroll, die die jüngere Frauengeneration vertreten, die handfeste Dinge malen, denen nichts ätherisches anhaftet, die jedoch auch kein „Kampfemanzentum“ mehr brauchen, weil sie sich wie Eva Blanché lieber auf subtil ironische Weise mit unserem weiblichen Selbstverständnis auseinandersetzen. Eva Blanché generiert mit einem fokussierten Blick in ihren Intérieurs die Gestaltungsversuche unserer Intimsphäre zu absurden Stillleben der menschlichen Zivilisation und lädt uns so dazu ein, kritisch die Wahrnehmung unseres selbst gestalten Umfeldes und die Errungenschaften unserer Zivilisation zu überdenken. Indem sie je nach Zusammenstellung der Elemente eine unterschwellige und fragwürdige Symbolik inszeniert, stellt sie unsere Naivität der Wahrnehmung von alltäglichen Gegenständen und deren „Beziehungen“ bloß. Du zeigst mir, wie du wohnst und ich sag dir, wer du bist.


[Urte Ehlers, Kunsthistorikerin an der Pinakothek der Moderne, München  |  Rede anlässlich des Projekts "Föhn in München", Künstlerhaus am Lenbachplatz, 07.2012 ]




Eva Blanché inszeniert in ihren Arbeiten Menschen und Dinge ihres engsten Umfeldes. Neben teils schrillen Gegenständen aus der eigenen Wohnung, die sie meist zu sog. „Beziehungsstilleben“ arrangiert, setzt sie Freundinnen oder sich selbst in Szene. Gemalt, als Siebdruck oder als Collage dienen gemusterte Tapeten häufig als ornamentaler Hintergrund, die das Hauptmotiv im Retro-Look der 60er und 70er Jahre mitinterpretieren.

Streng formalisiert spielen die Malereien mit der Unbekümmertheit der Gestaltung des privaten Raums und thematisieren Klischees menschlich-immanenter Sehnsüchte nach heiler Welt, Selbstbewusstsein oder Erotik.

Liebevoll und ironisch setzt sich Eva Blanché damit auseinander und erzeugt beim Betrachter ambivalente Momente charmant-schauderlicher Spießigkeit und eine Atmosphäre von Geborgenheit und Intimität, aber auch von Enge und Gefangensein.


[Gudrun Thiessen-Schneider, Leitung Kunstverein Grafschaft Bentheim  |  aus der Begleitbroschüre zur Ausstellung "Meisterschüler von Anke Doberauer", 02.2012 ]




Eva Blanché liebt das Stilleben des bürgerlichen Biotops, auf das sie ihren scharfen Blick als Künstlerin richtet. Es ist eine scheinbar heile Welt, die durch ihre Lieblingsfarbe pink und die Tapeten der Wirtschaftswunderzeit, gerne mit pseudoavantgardistischen Streifen und geometrischen Mustern, übertrieben und ironisch wirkt. Einkaufstaschen, Schuhe, Christbäume und Küchengeräte beglaubigen die dargestellte Realität, deren Doppelbödigkeit durch die Bildtitel zusätzlich ausgedrückt wird.
In Eva Blanchés Alltagsausschnitten tritt ein gleichsam malerisches Schmunzeln hervor, das das Sentiment erträglich macht.

In "junge Künstlerin mit fremden Federn" posiert eine junge Frau vor zarten senkrechten Tapetenstreifen, die Strähnen einer weißblonden Perücke ordnen sich zu einer Art Heiligenschein, dessen Bewegung in den Querstreifen des Kleides aufgefangen wird. Es ist ein witzig-kokettierendes Posieren mit einer unterschwelligen Erotik, die sich im Reiz eines vorübergehenden Rollenspiels selbst genießt.

"ihr Sonntagabend im Zweiten (Pilcher-Stilleben)" ist eine Süßstoff-Idylle, das Sediment einer Traumwelt, die durch ein zerknautschtes Sofakissen und den Seelentröster Nutella das Elend einsamer Fernsehabende vor Augen führt.
Und auch die Glücksverheißung "Schöner Wohnen" findet in der pink-farbigen Klorolle als sinnfälliger Ausdruck dieses organisierten Paradieses eine satirisch durchtränkte Formel. Die Bilder von Eva Blanché geben Einblick in die Lebenswelt junger Frauen voll Melancholie, Wonnen des Kitsch und der Suche nach irgendeinem Halt.

[Dr. Ruprecht Volz, Redakteur UNDmagazin München  |  aus dem Katalog zur Ausstellung "stand and stare", 05.2011]




Eva Blanchés Bilder lassen den subtilen Schrecken des Geschlechteralltags erahnen, der sich wie eine spitzenbesetzte Gänsehaut über die Dinge zieht. Es sind durchgestylte Stillleben des betäubten Erwachens, in denen der einst heiße Atem des erotischen Versprechens wie kalter Rauch auf der Blümchentapete liegt. Wenn das becircende Spiel aus Verführung und Verlangen nur noch als ausgeschnittenes Posterzitat die schmutziggraue Wand ziert, muss der Plüsch der Puschen die zärtlichen Berührungen, muss der Gebrauch der Klobürste das Spiel mit betörenden, „schmutzigen“ Phantasien ersetzen.

[Franz Schneider, Neue Galerie Landshut | Vorwort der Begleitbroschüre zur Ausstellung „Sie“, 02.2011 ]





zu mir oder zu Dir ?

Rede anlässlich der Eröffnung der Ausstellung, gehalten von einem als Anke Doberauer verkleideten Schauspieler.

Liebe Eva, liebe Hanne, sehr geehrtes Publikum, sehr geehrte Vertreter der Domagkateliers,
ich begrüße Sie alle, und freue mich, dass ich hier sein darf !
Um ein Haar nämlich hätte es nicht geklappt, weil es zuerst danach aussah, als gäbe es keinen Nachtflug nach Alexandria, wo ich morgen einem Publikum ägyptischer Kunststudenten die europäische zeitgenössische Malerei näher bringen soll. Klingt zwar irgendwie unglaublich, ist aber wahr...
Doch wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit ich mein Euch gegebenes Versprechen einhalten kann, hier eine Rede zu halten. Denn ich schätze Euch und Eure Arbeit sehr !  (liebevoller Blick zu den beiden Girls, danach wieder zum Publikum)  Nun bin ich also hier. 

Zu mir oder zu Dir ? Welch eine Frage ! Zu Dir !!! Zu Dir, Eva ! Zu Dir, Hanne ! Was sollen überhaupt diese schlüpfrigen Andeutungen ? Mit Eurem Ausstellungstitel evoziert Ihr die Sphäre des Privaten, oder besser, des Intimen. Sind wir denn schon so weit ? - Ihr provoziert uns !

Frech ist Euer Titel ! Frech sind irgendwie auch die Arbeiten, jedenfalls Deine, Eva. Ja, ich glaube schon, dass ich unbedingt lieber mit zu Dir kommen würde, denn allein diese rosa Klobürste   (Geste in Richtung des Bildes mit der Klobürste)   nicht gesehen zu haben: mir würde etwas fehlen... Und ich fühle mich ganz zu Haus ! Wenn ich so in den runden gelben Spiegel schaue, hier auf der orange-braun gemusterten Siebziger-Jahre-Tapete, lächelt mir mein zufriedenes Gesicht entgegen !  (dabei vor das Bild stellen, aus dem das Schaf herausgrinst)  Es geht uns gut ! Nicht, Eva ? Schööön haben wir es bei Dir !

Und falls uns doch zwischen all den Goldrahmen, den heimeligen Tapenten und den Glitzer-Schühchen die Luft zum Atmen knapp werden sollte: der Notausgang ist ausgeschildert !  (auf das Bild zeigen, worauf das Notausgang-Piktogramm goldgerahmt abgebildet ist)   Die Künstlerin ist gnädig, sie hält uns nicht gegen unseren Willen gefangen als Nesthäkchen der Liebe...

Denn was anderes ist Kitsch, wenn nicht sentimentale Liebe ohne die nötige Distanz. Und was ist Kunst ? Die Fähigkeit zur Distanzierung, denn Kunst ist immer kühl.

Kühl, ja, kühl ist es dann bei Hanne......fast schon frostig.... achje, Hanne, ob ich jetzt wirklich mit zu Dir will ? Mit einem Mal bin ich mir da nicht mehr so sicher... ! ...Ich weiß nicht mehr, mir wird auf einmal so anders... !
Ich habe vorhin wohl den Mund etwas zu voll genommen.
Hanne, ich glaube - bitte sei mir nicht böse ! - ich glaube, vielleicht doch lieber ein ander Mal.... ?

Diese menschenleeren Swimmingpools, die kleinen Tierchen, irgendwie deplaziert im No-mans-land. Nee ! Nimms mir nicht übel. Aber das ist mir, ich weiss nicht wie ichs sagen soll, es ist mir, ja....es ist mir.... unheimlich.
Ich muss immer an diese Hollywood-Filme denken, wo im Pool dann schließlich ein bis zwei Leichen treiben, kopfunter, und mit der dritten amüsieren sich in der Küche die unschuldigen Haustiere.
Hanne, sorry, nichts gegen Deine Pools, sie sind hinreißend gemalt !  ...Aber schwimmen geh ich dann lieber in Alexandria, das scheint mir weniger gefährlich.

Im Grunde, wenn ich es recht bedenke - ehrlich gesagt ist es bei Euch beiden Zuhause ziemlich unheimlich.
Heimelig-unheimlich bei Eva  -  heimlich-unheimlich bei Hanne. Heimelig..., ...heimlich, ...Heimat...Jetzt hab ichs !
Endlich ! Ihr seid Heimatmalerinnen ! Das ist schön ! Dass es das noch gibt ! Wunderbar !

Aber trotzdem ! Keine zehn Pferde kriegen mich zu Euch nach Haus !  (beiseite)  Hab‘s halt nicht so mit der Heimat....

Achje, Kinder  (schaut plötzlich auf die Uhr)  - ich muß weg ! Ich verpasse sonst meinen Flieger ! Mein Gott - wo ist mein Mantel, mein Manuskript !  (Panik, Sachen fallen runter, Ohrclip fliegt durch die Gegend) 
Das tut mir soo leid ! Amüsiert Euch noch schön ! Tut mir leid, Frau Dr. Roth-Bojatzjeff, leider leider kann ich mir Ihre Rede nicht mehr anhören, bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit, es soll nicht wieder vorkommen.....Auf Wiiiiedersehn ! Viel Erfolg ! Bis bald ! Tschauuuu !  (Verschwindet im Eiltempo und springt in die bereitstehende Limousine)

[ Anke Doberauer, Professorin an der Akademie der Bildenden Künste München  |  Rede zur Eröffnung der Ausstellung "zu mir oder zu Dir?" mit Hanne Kroll, Halle50, München, 11.2010  |  Die Rolle wurde so glamourös wie glaubwürdig gespielt von Michael Golf, dem ich hiermit herzlich danken möchte. ]
             
                      



stills of mine

In den Arbeiten von Eva Blanché schlummert ein Hauch von Widerspruch leise brodelnd hinter den hochglanzpolierten Oberflächen der Tapetenmuster. Aufgearbeitet und verpackt erkunden sie tiefgründig vielschichtige Facetten von Schönheit, Jugend und dem Zauber von Alltagsgegenständen und deren Assoziationen mit Oberflächlichkeit und Künstlichkeit.

Durch einen ironischen Umgang mit Klischeevorstellungen bieten die Arbeiten eine umfassende Annäherung an ihre Sujets: sowohl Komposition und Farbauswahl, als auch Spiel und Manipulation stellen Elemente dieser Verarbeitung dar.
In einigen Arbeiten werden Metaphern erneut aufgegriffen und wiederholt, einander unvorhersehbar wiederspiegelnd.

Die Spannung, die Eva Blanché vermittelt, ist auf mehreren Ebenen spürbar und konzentriert sich auf eine eigenwillige Darstellung ihrer persönlichen Umgebung sowie die Vorführung und Konditionierung des weiblichen Images. Durchaus offensichtlich sind die Arbeiten in hohem Maße manipuliert als auch stilisiert und spielen mit Wahrhaftigkeit und Schein der Wirklichkeit: die Kleinigkeiten des Alltags verknüpft mit dem Traum des Möglichen und dem Streben nach Verwirklichung.

Häufig befassen sich die Arbeiten mit der Darstellung des Femininen und der weiblichen Äußerlichkeiten. Eine Vielfalt an Portraits inszeniert Bekleidung, Haltung, Pose und Kulisse mit gewisser Übertreibung. Sie erinnern an Pin-upPoster von Promi-Sternchen, aber auch an ganz normale
Familienfotos: die dargestellten Frauen bewegen sich zwischen der gesellschaftlich verbreiteten Erwartungshaltung an sie, sowohl sexy und glamourös zu erscheinen, als auch fürsorglich und mütterlich.

Neben den detailreich gemalten Portraits gibt es jene Arbeiten, die diverse Gegenstände beinhalten und ebenso überwiegend mit dem Weiblichen verbunden werden. Diese Objekte implizieren manchmal auch spießige Biographien, privat und veröffentlicht, die glamourös sein können aber nicht müssen.

Es scheint eine komplizierte Hass-Liebe zwischen der Künstlerin und ihren Sujets zu bestehen, vor allem in Anbetracht ihrer Stillleben. Blanché scheint die Gegenstände, die sie mit besonderer Aufmerksamkeit inszeniert und drapiert, sehr zu mögen – dennoch vermittelt sie eine gewisse Verachtung oder vielmehr Humor hinsichtlich deren Existenz und Konnotation.

Die wiederkehrenden Bezüge zur häuslichen Umgebung mittels Einrichtungsgegenständen (gemusterte Tapete) und Haushaltsutensilien (Fernseher und Bilderrahmen) unterstreichen Eva Blanchés Anliegen. Denn obwohl die eigenen vier Wände unseren persönlichen Privatbereich ausmachen, staffieren wir sie gerne schmückend aus, um sie Besuchern zur Schau zu stellen. Die Räume sind mit absolut
öffentlichkeitswirksamen Möglichkeiten von Präsentation eingerichtet (z. B. Fernseher und Fotos), die uns geradezu animieren, ein anderes Ich zu inszenieren.
In diesen Räumlichkeiten entfalten sich die Probleme des Alltags und erwecken Sehnsucht nach dem Glücklichsein. Leidenschaft und Gefühle können aufblühen, weil ihnen hier Freiheit und Schutz geboten wird. Dieser Ort lässt bedeutsame Augenblicke zu, ist aber gleichzeitig Schauplatz für Routine und Wiederholung, die Trivialitäten des täglichen Lebens und die Alltäglichkeit von Selbsterhaltung und Überleben.
Eines wird offenkundig: aus den Arbeiten Eva Blanchés geht Schönheit als undefinierbares Element hervor. Ob aufbereitet, verpackt, künstlich oder echt, laden die Bilder ein, sich auf alles einzulassen und an jeder Fasson Vergnügen zu finden.

[ Louise Briggs, Glasgow, MA Zeitgenössische Kunst & Kunsttheorie (Edinburgh College of Art)  | 
Vorwort des Kataloges zur Ausstellung "stills of mine", 07.2010  |  Übersetzung von Jessica Hodgkiss, Berlin]






All about Eve


Wie es der Name der Künstlerin bereits andeutet - nomen est omen - eine Eva ist undenkbar ohne einen Adam, und folgerichtig geht es in ihrem Werk vor allem um eines: um Beziehungen.

Erstaunlicherweise aber stammen die Akteure größtenteils aus der Welt der Dinge. Selbst wenn darunter relativ häufig Gegenstände in vermenschlichter Tierform anzutreffen sind, wie die Fiffi-Handtasche, das Disney-Entchen, das Aufzieh-Kaninchen oder (hello-)Kitty, so bleiben die Bilder doch Stilleben.


Eine gelborange Oranginaflasche mit cyanblauem Kronkorken nebem einem mit Fruchtmotiv verziertem Eisbecher, worin eine Filterzigarettenkippe und ein transparent blauer Plastikeislöffel stecken, auf orangefarbenem weißgetupftem Deckchen vor purpurrosafarbenem Hintergrund mit kobaltvioletten Schatten. Ein Flaschenöffner und ein grüner knickbarer Strohhalm bilden weitere Diagonalen in der sonst statischen Komposition.


Nicht Zusammengehörendes wird zueinander in Beziehung gesetzt und zusammengezwungen zu ungleichen Paaren. Das ist am stimmigsten dort, wo der Kombination eine Art von absurder Poesie anhaftet. Was hat die altmodische Nachttischlampe vor der Tapete mit Rosenmuster zu tun mit einem Ei ? Was der blaue Staubwedel mit der angeschnittenen Wassermelone ? Der Fisch im wassergefüllten Plastikbriefbeschwerer mit der Steckdose ?


Eine andere Gruppe sind die Solitäre. Hier wird die Beziehung des plastischen Objekts zur ornamentgeschmückten Fläche zum Thema.

Ein phallisch-raketenförmiges aufrecht stehendes Objekt vor einem aufdringlichen grafischen Siebziger-Jahre-Tapetenmuster, welches durch eine Schnur mit Schnurschalter als ein Art Lampe identifizierbar ist. Der transparente Mittelteil der Lampen-Apollorakete verzerrt das Tapetenmuster wie eine Linse und verleiht ihm eine Materialität, die dem harten Siebdruckmotiv sonst abgeht. Die Linse scheint aus transparenter Flüssigkeit zu bestehen, worin undefinierbare grellrote Dinge liegen. Das halb transparente Objekt wirft einen kaum wahrnehmbaren zarten Schatten auf das kräftige Tapetenmuster.


Auffällig ist die Vorliebe der Künstlerin für Gegenstände mit sexuellen Konnotationen. Unvermeidlich die Schuhe als zugleich männlicher und weiblicher Fetisch. Häufig taucht die Steckdose als Motiv auf. Auch die angeschnittene Frucht signalisiert Weiblichkeit. Dann gibt es die Gegenstände mit Haaren: Flokatiteppich, Staubwedel, Fiffi-Handtasche. Phallische Formen sind weniger häufig, dafür aber, siehe oben, um so eloquenter.


Eine apfelgrüne Tasche mit kubischer Grundform und weißen Griffen und Paspeln steht halbleer in sich zusammengesunken vor einer weißen Wand. Die Tasche weist ein orange-gelb-weißes Blumenmuster auf und ist aus plastikartig glänzendem Material. Die Proportionen der Leinwand entsprechen in etwa den Proportionen der Taschenvorderseite. Die Tasche ist sehr knapp ins Bild gesetzt, unten und an den Seiten berührt sie den Bildrand beinahe. Oben ist sie angeschnitten. Hier ist die mit einem Muster versehene Fläche nicht mehr Hintergrund, sondern selbst Teil eines Objektes. Das Erzählerische ist zurückgenommen zugunsten größter formaler Strenge, das raffiniert mit dem Format identisch gemachte dominante Objekt veranschaulicht die Macht der Dinge.


Meist sind die von Eva Blanché porträtierten Gegenstände schrill und poppig. Viele dieser gemeinhin als "kitschig" klassifizierten Gegenstände zitieren die Welt weiblicher Teenager an der Schwelle zur Pubertät. Wenn sich die Künstlerin selbst im Spiegel porträtiert, so muß es wenigstens ein rosa Spiegel in Herzform sein. Diese Gegenstände aus der Teenie-Welt setzt sie lustvoll in Szene, indem sie sie überinszeniert. Die dadurch erzeugte ironische Brechung schafft, bei aller sichtbaren Faszination, Distanz zum Dargestellten. Die durch die Dinge ausgedrückte Sehnsucht ist real. Eva Blanchés Kunst besteht darin, dieser Sehnsucht affirmativen Ausdruck zu verleihen im gleichzeitigen Bewußtsein ihrer Ersatzfunktion.


[ Anke Doberauer, Professorin an der Akademie der Bildenden Künste München  |  Vorwort des Katalogs zur DebütantenAusstellung "all about eve", 12.2009 ]





The Heart of the Matter  (über die Arbeit "Haldensteiner Hös'chen", 2008)


Von Ferne gesehen scheint das Bild einen schwarzen Vogel zu zeigen, der im Flug seine Schwingen ausbreitet und mit dieser imposanten Geste die Breite des ganzen Formats belegt. Da sein Kopf sich nicht in der Silhouette abzeichnet, kann man vermuten, er habe diesen nach unten geneigt, in der Absicht, die Welt unter sich zu beobachten. Sein dunkles, zerzaustes Gefieder und der gelb-graue Raum, der ihn umgibt, erwecken weniger Assoziationen an einen zwitschernden Paradiesvogel als an einen Geier, der erschöpft von einem heißen Tag im Dunst der untergehenden Sonne auf der Suche nach Beute kreist.
Störend in dieser ersten, ganz von der Weite unternommenen Wahrnehmung des Bildes sind allerdings die beiden schmalen kleinen Flächen, die sich jeweils an den äußeren Enden der Flügelkämme befinden. Sie geben diesem seltsamen Raubvogel ein etwas schlappes, erschöpftes Äußeres.


Tritt man an das 30 x 30 cm große Gemälde näher heran, erkennt man rasch, dass der Blick von der Ferne zu einem groben Missverständnis des Bildgegenstandes verführte. Der arglose Betrachter der Naturstudie eines Himmelstiers wandelt sich zum Voyeur, der die intimen Hüllen eines weiblichen Wesens erspäht. Der vermeintliche Vogel entpuppt sich nämlich zum hauchzarten Dessous, dessen sparsame Dimensionierung nur wenige Quadratzentimeter des Körpers bedecken.
In dieser Umdeutung des Objekts mutiert der unheimliche Raubvogel somit zum Beschützer der Geheimnisse der Weiblichkeit.
Dadurch, dass dieser Wäschegegenstand allerdings nur „the heart of the matter“ verdeckt, lenkt er umso mehr Aufmerksamkeit auf diese Partie und erhält somit die Funktion eines Lockvogels. So zumindest die allgemeine Auffassung über Sinn und Aufgabe dieser extraordinären Unterwäsche. Denn dieser Ansicht zufolge reichen Gebaren oder physische Ausstrahlung des bloßen Körpers nicht aus, um beim Gegenüber Wallungen einer bestimmten Couleur zu erzeugen. Stramm über die Haut gezogen und die natürliche Nacktheit verdeckend, sind allein im „kleinen Schwarzen“ alle magischen Kräfte verdichtet, die das Feuer der Erotik entfachen und die Lust entfalten.


Von Strammheit und magischen Potenzialen kann auf dem vorliegenden Bild allerdings keine Rede sein. Mit großer Hingabe und liebevoller Detailarbeit von Eva Blanché gemalt und damit quasi durch einen fulminanten Auftakt in Szene gesetzt, präsentiert sich die mit Spitzen übersäte Tüllkreation schlaff und müde und in völliger Einsamkeit auf der Leinwand. Die mit Verheißungen behaftete Blende mutiert durch diese profane Situation zu einem Blendwerk, das trist in der völligen Leere, im Nichts, baumelt.
Manche Erwartungen könnten somit genauso eine Illusion sein, wie die nicht existente Leine, die sich dem Kopf des Betrachters durch die Existenz zweier Wäscheklammern aufdrängt. Die schnöden Plastikclips zwicken das feine Gewebe harsch zusammen und bilden zugleich die einzigen Farbtupfer im dämmrigen Zwielicht des Gemäldes.

Im vorliegenden Katalog sind 42 Ölbilder und 27 Grafiken von Eva Blanché abgebildet.
Unter ihnen ist kein Bild, das nicht ohne einen Gedanken hinter dem Augenschein ausgeführt wurde. Es lohnt sich also, diese Arbeiten genau anzusehen und sich zu fragen, was „the heart of the matter“ sein könnte.


[ Dola von Collas, 1998 - 2010 künstlerische Assistenzen bei Prof. Gerd Dengler und Präsident Prof. Nikolaus Gerhart an der Akademie der Bildenden Künste München  | Vorwort des Kataloges zur DebütantenAusstellung "all about eve", 12.2009 ]





Druckgrafik fordert die Reduktion der Mittel ein.
Somit steht in den Radierungen von Eva Blanché eine strengere, pragmatischere Formensprache dem reichen Farbauftrag der Gemälde gegenüber. Strich und Fläche fügen sich zu einer subtilen Materialität, die der Wahl ihrer Motive zusätzliche Prägnanz geben.
Empfindsame Umrisslinien in die Druckplatte geätzt, flächige Formen mit Aquatinta gesetzt oder Haariges mit der Kaltnadel eingeritzt - sorgfältig gedruckt holt das Papier jede Spur der Zeichnung Eva Blanchés auf seine samtene Oberfläche.
Die Themen spielen mit der Erotik der Pin-ups und der glänzenden Welt der Fotoillustrierten aus den 50er Jahren. Sexappeal und Klischeehaftes evozieren Erwartungshaltungen des Betrachters, welche sofort durch die zeichnerische Umsetzung gebrochen werden und mit verhaltener Ironie zur Ernsthaftigkeit verpflichtet werden. Das Spiel mit dem Glamour, dem Voyeurismus der Massen, welcher von den Verkaufsstrategien der Medien befördert wird, steht der Verletzlichkeit des Persönlichen gegenüber.


[ Thomas Sebening, Dozent der TiefdruckWerkstatt der Akademie der Bildenden Künste München  |  Vorwort des Kataloges zur DebütantenAusstellung "all about eve", 12.2009 ]




 

Ganz anders geht die sechs Jahre jüngere Eva Blanché mit dem Thema Frau um. Die Malerin stellt uns in den 18 meist kleinen bis mittelgroßen Formaten, die hier in der Galerie zusammengeführt sind, Menschen und Dinge aus ihrem engsten Umfeld vor. Porträts von Freundinnen oder sich selbst, Stillleben aus der eigenen Wohnungen, Dinges des Alltags wie Wasserkocher, Telephone und Taschen werden zum Bildgegenstand. Blumen – oder Streifenmuster dienen oft als ornamentaler Hintergrund, die das Hauptmotiv mitinterpretieren. Klar und direkt schauen uns die Personen an, ebenso direkt und teils schrill-bunt ist die Farbigkeit der Bilder. Die „hintergründigen“ Tapetenmuster kommen oftmals im Retro-Look der 60er Jahre daher und erinnern gleichzeitig mit ihren geometrischen Mustern und Blumenpattern an die amerikanische Popart. Es ist ein erfrischendes Spiel mit dem Thema der Malerei und die alten Sujets wie Porträt und Stillleben erfahren hier ein ganz eigenständige Neuinterpretation.


[ Dr. Bärbel Kopplin, Leiterin Art Management HypoVereinsbank  |  Rede anlässlich der Vernissage "FRAU ist anders" mit Christine Mühltaler und Masayo Oda, Galerie Filser & Gräf, München, 09.2007 ]




 

Eva Blanché was an exchange student at Newcastle University from September 2005 through until December 2005. During this time she produced a series of  original and distinctive paintings. These explored a highly figurative idiom, dealing with elements of kitsch and irony. Much of Eva's figurative imagery was drawn from her own immediate surroundings or her own possessions: the view out of her window, a pair of her fluffy boots for instance,  but she was able to instil these small paintings with her own sensibility. Technically, the work was similarly obtuse, mixing a kind of naive approach to the painted surface with an obvious delight in the medium itself.

At seminars and tutorials Eva was an engaging student, participating well and speaking up for her work. She was energetic and conscientious, and produced a very satisfactory body of work during her exchange programme. I believe that she responded well to the pressures and challenges of undertaking such an exchange, and is clearly a motivated and self reliant student.

[ Andrew Burton, Senior Lecturer in Sculpture / Fine Art, School of Arts and Cultures, University of Newcastle  |  exchange report 12.2005 ]








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Ausstellung Awake ye muses nine, Kulturverein Modern Studio Freising, 2012

Artikel   Münchner Merkur  |  FINK




Ausstellung Transformationen, Projekt von The 7Seven, in Zusammenarbeit mit Galerie Kampl, München, 2011

Artikel   SZ  |  Münchner Merkur WeltKompakt



Ausstellung Sie, St.Anna-Kapelle Passau | Große RathausGalerie Landshut, 2011

Ankündigung Passau   |   Ankündigung Landshut

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Ausstellung stills of mine, LMUgalerie München, 2010

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Debütantenausstellung all about eve, Kulturmodell Passau, 2009 
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